“This town is coming like a ghost town, all the clubs have been closed down, this place is coming like a ghost town, Bands won’t play no more.”
— The Specials
Der Song Ghost Town von The Specials setzt sich mit der immer schneller verändernden Sub- und Clubkultur und deren Verdrängung in London auseinander, kann aber auch als Warnung für Berlin verstanden werden. Aber der Kampf ist noch nicht vorbei! Das Projekt Ghost Town besucht vier ehemalige Clubs in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg, die für einen Tag wieder auferstehen.
Ihr habt eure große Liebe bei einem unvergessenen Konzert kennengelernt? Ihr habt euer Konzert trotz Stromausfall bei Kerzenschein gespielt? Die zündende Idee für ein lebensveränderndes Projekt kam zwischen zwei Shots an der Bar? Wir suchen ehemalige Gäste, Mitarbeiter*Innen, Künstler*Innen, die eine Verbindung zu den Clubs Lovelight, Trash, Jonny Knüppel oder Antje Öklesund haben und Ihre persönliche Geschichte dazu erzählen wollen.
Am 18. Mai 2019 habt ihr die Chance die alten Zeiten aufleben zu lassen und andere daran teilhaben zu lassen. Es wird an den vier ehemaligen Standorten der Clubs einmalig Open Air Konzerte geben, die ihr mit euren Geschichten einleitet.
Mail an lettertoghosttown@gmail.com
Trash
1995 öffnet das Trash im ehemaligen Kaufhaus Brenninkmeyer am Oranienplatz seine Pforten. Schnell wurde es zu einem beliebten Treff der Punkszene. Als Nachbar des berühmten SO36 konnte es sich in einem bereits etablierten Punkkiez verorten und diesen erweitern. Doch die wilden Nächte blieben nicht ewig. 2008 wurde das gesamte Gebäude verkauft und grundsaniert. Zwar zeigte man sich zunächst großzügig und ließ kostenlose Zwischennutzung zu, aber prestigeträchtig sollte es schon sein: Die Berlin Biennale, die Kunsthochschule Weißensee und die Fotoagentur Ostkreuz durften temporär einziehen, bevor 2017 das Luxushotel Orania.Berlin eröffnete.
Jonny Knüppel
Das kollektiv betriebene Jonny Knüppel zog 2015 auf die Lohmühleninsel, um einen Ort für Kunst, Musik und Nachbarschaftsinitiativen – oder kurz Freiraum – zu schaffen, inmitten von längst über-touristifizierten und kommerzialisierten Clubs. Mit einem Programm zwischen Jazz und Techno, Kunstinstallationen und Diskussionsveranstaltungen, etablierte er sich schnell in der oft für tot geglaubten Subkultur. Doch durch einen Kabelbrand wurden die Behörden aufmerksam und machten das Kollektiv durch hohe Auflagen praktisch handlungsunfähig. Das Kollektiv startete daraufhin eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne, um die nötigen Umbauten für eine Neueröffnung finanzieren zu können. Doch es kam, wie es wohl kommen musste: der Mietvertrag wurde ohne Begründung nicht verlängert. Freiraum rentiert sich eben nicht.
Lovelite
Das Lovelite war seit Mitte der 90er fester Bestandteil der Friedrichshainer Kiezkultur, setzte auf familiäre Strukturen und selbstgebaute Einrichtung und etablierte sich als Hotspot für all jene, die nach Techno-Alternativen suchten. Doch 2014 stand fest: er muss Neubauten weichen. Der Betreiber Hauke Stiewe setzte auf sanften Druck statt Konfrontation oder Kapitulation und erreichte durch sein Versprechen, den Bau nicht zu blockieren oder zu verzögern, dass ein Kulturcafé in das Neubauprojekt mit eingeplant wurde. So konnte das Lovelite 2016 mit neuer Ausrichtung wiedereröffnen. Doch die Frage bleibt: wie viel Kunst überlebt im Neubau?
Antje Øklesund
2005 wurde der Labor- und Projektraum für musikalische und künstlerische Konzepte Antje Øklesund in einer ehemaligen Schlosserei eröffnet. Zahlreiche Kunstaktionen und wilde Konzerte lockten ein breites Publikum über übliche Genregrenzen hinaus durch das Mauerloch, das als Eingang diente. Nachdem der Plan, das Gelände als Mietergemeinschaft zu kaufen, gescheitert war, wurde es – wie könnte es auch anders sein – an den meistbietenden Investor abgetreten. Nach zahlreichen Abschiedspartys und zähen Verhandlungen, standen plötzlich über Nacht die Bagger im Hof.
Chuckamuck
Der Klassiker: drei Schulfreunde gründen als Teenager eine Rockband in Berlin und sie kommen beim Label Staatsakt unter Vertrag. Von da an geht es für Chuckamuck rund. Die Band, die sich im Spirit von Chuck Berry nach einem Song von King Khan benannt hat, bringen drei tolle Alben raus und spielten hunderte entfesselte Konzerte. Garage trifft Country, Country trifft Rock’n’Roll und Rock’n’Roll trifft Berlin. Chuckamuck sind eine mitreißende und energetische Band in bester Rock’n’Roll Tradition.
vor dem Gebäude des ehemaligen Trash:
15.00 Uhr, Oranienplatz 17
Stanley Brinks & Freschard
Manche werden Stanley Brinks noch unter dem Namen Herman Dune kennen. Gemeinsam mit seinem Bruder erzielte er als Mitglied dieser eigenwilligen Indie-Folk-Pop-Formation vor einigen Jahren mit dem Album Giant einen Achtungserfolg. Jetzt zusammen mit Freschard singen sie wundervoll ironische Folk-Songs über die schmutzigen Straßen Berlins und ihre Lebenswelt in Kreuzberg. Doch neben guten Beobachtern sind die beiden vor allem eins: gute Musiker.
vor dem Gebäude des ehemaligen Jonny Knüppel:
17.00 Uhr, Schleusenufer 4A
Party Fears
Party Fears wurde erstmals in Südkorea von der gebürtigen Nordirin Maggie Devlin gegründet. Mit der ehemaligen BaekMa-Bandkollegin Eilis Frawley zog die Band weiter nach Berlin, um mit rockigen Gitarrenriffs, Party-Shout-Outs und unbarmherzigen Disco-Drumbeats ihre Art-Pop-Meets-Garage-Vision zu verfolgen.
vor dem Gebäude des ehemaligen Lovelite:
19.00 Uhr, Simplonstraße 38
Transformers
Die Transformers spielen den gentrifizierungskritischen Soundtrack Berlins 2019. Die Musiker*innen die sonst in den Bands Gurr, Tender Biche, Trucks, Sorry Gilberto und Hayung spielen, werden einen Mix aus ihren eigenen Songs und Protestliedern vor dem ehemaligen Underground Club in Friedrichshain zum Besten geben.
vor dem Gebäude des ehemaligen Antje Øklesund:
21.00 Uhr, Rigaer Straße 71–73
Präsentiert durch Gusto – Ablass für Massenkultur und What Difference Does It Make.
Gefördert durch die Musicboard Berlin GmbH und den FRIX Fonds Friedrichshain-Kreuzberg.